Das Eschborner Unternehmen Innoplexus hat eine neue App namens „Curia“ für Krebspatienten veröffentlicht. Mit dem Computerprogramm, das sich unentgeltlich herunterladen lässt, finden Patienten Informationen zu Behandlungsmöglichkeiten, die Namen von Fachleuten in Deutschland und klinische Studien aus der ganzen Welt.
Die App leitet den Nutzer Schritt für Schritt durch einen Fragebogen, mit dem die wichtigsten Diagnosemerkmale erfasst werden. Auf Basis dieser Daten – die das Handy auf dem Weg zu deutschen Servern ausschließlich verschlüsselt verlassen – werden dann passgenaue Informationen angezeigt. Wer die App nutzen will, muss sich ein Profil mit Name und E-Mail-Adresse anlegen.
„Es sind immer die gleichen drei Fragen, die man sich stellt“, sagt Unternehmensgründer Gunjan Bhardwaj aus Gesprächen mit Patienten und Onkologen sowie Erfahrungen im persönlichen Umfeld: „Was sind die Behandlungsmöglichkeiten? An welchen klinischen Studien kann ich teilnehmen? Wer ist der Experte für genau meine Erkrankung?“ Als sein damaliger Mentor und Chef an Krebs erkrankte, konnte er auf herkömmlichem Wege keine Antworten auf diese Fragen finden.
Daraus entstand die Unternehmensidee: Innoplexus hat eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die täglich zehn Milliarden Websites durchsucht. Sie findet medizinisches Wissen unter anderem in wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Registern für klinische Studien und strukturiert es mit Hilfe selbstlernender Algorithmen. 18 Patente hält Innoplexus mittlerweile für die komplexe Plattform. Einige Pharmakonzerne nutzen sie zur Medikamentenentwicklung.
Das Wissen seiner „Maschine“, wie Bhardwaj sagt, nutzt die Innoplexus AG nun für die „Curia“-App. Die KI gießt die Informationen direkt in die vordefinierten Strukturen der Anwendung. Wo die App also eine Telefonnummer anzeigen will, gibt die KI genau diese ein. Vor allem bei den Medikamenten-Angaben kontrollieren Projektleiterin Chiara Thanner und ihr Team die Qualität der Informationen genau. Komplizierte Begriffe übersetzt die KI in verständliche Sprache.
Interessante Medikamente, Studien oder Experten kann man als Favoriten speichern und sie beim nächsten Arztbesuch vorzeigen. „Das war auch ein Grund, warum wir uns für eine mobile Technologie entschieden haben“, sagt Thanner. Für klinische Studien können sich Patienten direkt über die App bewerben. Die Anwendung führt den Nutzer durch die Ein- und Ausschlusskriterien und stellt dann den Kontakt her.
„Unser Ziel ist ein informierter Patient“, sagt Thanner. Wichtig sei: Die App ersetze auf keinen Fall den Arzt. „Das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen den Patienten helfen, bessere Fragen zu stellen.“ Der App-Launch ist erst der Anfang. Möglichst zügig wollen Thanner und Bhardwaj weitere Krebsarten hinzufügen. Bisher enthält die App Informationen zu neun Arten, die für 40 Prozent der Erkrankungen stünden, sagt Bhardwaj. Außerdem wollen sie die App Ende Juni in den Vereinigten Staaten, danach in weiteren europäischen Ländern lancieren. Innoplexus finanziert das unentgeltliche Angebot über die mit der KI erwirtschafteten Gewinne. Einen niedrigen siebenstelligen Millionenbetrag habe man in die App investiert.
Was hat das Unternehmen davon? „Wenn es um Medikamentenforschung geht, ist es ein bisschen abstrakt. Mit dieser App sieht jeder, was unser Purpose ist“, erläutert Bhardwaj. „Das medizinische Wissen der ganzen Welt verfügbar zu machen. Das Leben von Patienten und deren Angehörigen zu verbessern. Das ist eine Investition auch in unsere Zukunft, weil wir uns mit dieser App klarmachen, warum wir Innoplexus gestartet haben.“
Originally published on Frankfurter Allgemeine Zeitung.
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